Zeitenwende | Gespräch mit Andrea Komlosy und Tove Soiland (Videoaufzeichnung)

Die Wirtschaftshistorikerin Andrea Komlosy beschreibt in ihrem Buch „Zeitenwende. Corona, Big Data und die kybernetische Zukunft“ den Übergang vom industriellen zum kybernetischen Zeitalter und wirft dazu einen Blick zurück in die Geschichte, um die Corona-Krise als dynamisierendes Element dieser Zeitenwende verständlich zu machen. Digitalisierung, Robotik und Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine sind prägende Faktoren – Pharma, Biotech und Nanotechnologie stellen die Leitbranchen des neuen Zeitalters dar. Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, New Green Deal, Great Reset und die Messung aller Körperregungen und Gedanken beruhen auf Big Data. Mit den Corona-Gesetzen wurden neue Kulturtechniken „eingeübt“ – Home Office und Online-Handel zur Grundlage des Überlebens. Medizinische Überwachung, Bewegungskontrolle und biopolitische Konditionierung verwandeln den Körper in ein Interventionsfeld für Datenextraktion, Optimierung und Kontrolle. Wo geht die Entwicklung hin? Und welche Gegenbewegungen sind wünschenswert? Mit Andrea Komlosy diskutieren am 8.11.2022 die Historikerin Tove Soiland und Hannes Hofbauer (Promedia Verlag).

 

HIER DAS VIDEO


„Die im Dunkeln sieht man nicht“

77 Berichte über Erfahrungen mit den Folgen der Corona-Politik von NachDenkSeiten-Leserinnen und -Lesern. Hier die zwei Links Teil 1  und Teil 2.
https://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/201026-Endf-Die-im-Dunkeln-sieht-man-nicht.pdf
https://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/201109-Endf-Die-im-Dunkeln-%20Leserzuschriften-Teil-2-tr-AM.pdf


Neues "Bündnis Klinikrettung" setzt sich für den Erhalt aller Krankenhäuser ein!

Das Bündnis Klinikrettung will erreichen, dass bundesweit keine Krankenhäuser mehr geschlossen werden. Der Träger des Bündnisses ist Gemeingut in BürgerInnenhand (https://www.gemeingut.org/).Das Selbstverständnis des Bündnisses ist hier zu finden.
Gegenüber den 1970er Jahren gibt es heute in Deutschland 53 Prozent weniger Kliniken und viele wurden privatisiert. Dabei hat spätestens die jetzige Krise gezeigt, dass eine flächendeckende und gut ausgestattete öffentliche Krankenhausinfrastruktur elementar ist für die breite Gesundheitsversorgung. Trotzdem treiben der Bund und die Länder die Klinikschließungen weiterhin voran, und das auch noch mit Steuergeldern gefördert aus einem 750 Millionen Euro Strukturfonds, skandalös.

Das Mitte der 2000er Jahre eingeführte System der Abrechnungspauschalen (Diagnosis Related Groups/DRG - deutsch: "diagnosebezogene Fallgruppen") erzwingt auf subtile Weise Gewinnerwirtschaftung. Bei Verlusten drohen über kurz oder lang teilweise oder vollständige Schließungen und bewirken Arbeitsdruck und Einsparungen auf Kosten der Krankenhausbeschäftigten. Die Krankenhausstruktur ist aber doch Teil der Daseinsvorsorge und sollte nicht der Renditegenerierung dienen. Jetzt ist Druck aus der Basis gefordert.

 

Interessante aktuelle LINKS:

DIVI Intensivregister: https://www.intensivregister.de/#/intensivregister?tab=laendertabelle
RKI Dashboard: https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4/page/page_0/


Soziale Spaltung und Corona-Kapitalismus - Kontexte für Kinderrechte und (Kinder‐)Armut

Kindheitsforscher Prof. Michael Klundt hat im Dez. 2020 einen bemerkenswerten Beitrag veröffentlicht in "Sozial-Extra" mit dem Titel "Extra Blick: (Kinder)Armut".
Auszug aus den einleitenden Sätzen: "Wer über soziale Spaltung spricht, darf sich nicht nur mit Armut und sozialer Benachteiligung beschäftigen. Erst recht in sehr reichen Gesellschaften wie Deutschland muss auch über den riesigen gesellschaftlichen Wohlstand gesprochen werden, der zwar von allen erwirtschaftet, aber nur von ganz wenigen angeeignet und bestimmt wird. Aus dieser Analyse heraus lässt sich erkennen, wie diese Gesellschaft in den Corona-Crash hineingegangen ist und wie sie dort wieder herausausgeht." ...


Die Sorgearbeit wird im Kapitalismus schlecht entlohnt u.o. ins Private verlagert, meist den Frauen zugewiesen.

 Interview mit Prof. Gabriele Winker von der TU Hamburg (Autorin des Buches "Care-Revolution"):

"Der Zweck einer kapitalistischen Ökonomie ist die Verwertung des eingesetzten Kapitals. Dafür muss Arbeitskraft in hinreichender Quantität und Qualität zur Verfügung stehen. Dies wird in einer kapitalistischen Gesellschaft primär unentlohnt durch die Sorgearbeit in Familien gewährleistet. Hier wird die zukünftige Generation der Erwerbstätigen geboren, erzogen und betreut, und hier wird auch die Arbeitskraft der derzeitigen Erwerbstätigen wiederhergestellt. Seit im neoliberalen Kapitalismus alle erwerbsfähigen Personen durch Erwerbsarbeit eigenständig für ihren Lebensunterhalt aufkommen müssen, fehlt jedoch für diese familiäre Sorgearbeit die Zeit. Dieses Problem wird noch verstärkt durch eine staatliche Austeritätspolitik, die an der sozialen Infrastruktur spart, mit der Konsequenz, dass es in der öffentlichen Daseinsvorsorge fast überall an Personal und Ressourcen fehlt. Besonders sichtbar wird dies in Zeiten von Corona in den Krankenhäusern und Pflegeheimen am Mangel an Pflegekräften oder Schutzausrüstung."