FÜR ROMA NICHT SICHER ?!

Bericht über juristische, medizinische und journalistische Recherchen in Mazedonien:

Ende 2014 beschloss die Bundesregierung, dass Mazedonien ein sicherer Herkunftsstaat sei. Dieser Beschluss beschneidet die Möglichkeiten für die von dort vertriebenen Roma, hier Schutz zu finden. Die von derselben Regierung jüngst beschlossenen weiteren Beschneidungen des Asylgesetzes und die Errichtung von Abschiebelagern verhindern den Aufbau von Perspektiven und beschränken die Bewegungsfreiheit extrem. Mit der Veranstaltung stellt die Recherchegruppe ihren frisch erschienenen Bericht vor und informiert umfassend über die Fluchtgründe von Roma aus Mazedonien.
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Flyer zu der Veranstaltung am 26.11.2015 im Bremer Gesundheitsamt zur Situation der Roma in Mazedonien
ROMA Mazedonien VA 26.11.15 Gesundheitsa
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Planungen für "Sonderlager" für Balkan-Flüchtlinge

Die Ministerpräsidentenkonferenz am 18.06.15 plant entsprechende Beschlüsse / Großer Anteil an Roma unter Balkan-Flüchtlingen / Deutschland muss historischer Verantwortung gerecht werden.

Bei der Ministerpräsidentenkonferenz am 18.06.2015 in Berlin sollen die Planungen von Bund und Ländern für eine Neuausrichtung der Asylpolitik beschlossen werden. Durchgesetzt hat sich offenbar das Aschenputtel-Prinzip: Die ‚guten' Flüchtlinge mit Bleibeperspektive sollen ins ‚Töpfchen' und bereits im Asylverfahren Zugang zu Integrationskursen und eine verbesserte medizinische Versorgung bekommen. Die vermeintlich ‚bösen' Flüchtlinge kommen ins ‚Kröpfchen', sollen in Sonderlagern untergebracht und schnellstmöglich abgeschoben werden. Laut Bundesinnenminister Thomas de Maizière sollen für sie „in andere Verfahren und Einrichtungen kommen". De Maizières Haus hat dafür den Vorschlag entwickelt, bundesweit große Sonderlager mit 3.000-5.000 Plätzen einzurichten, in denen ausschließlich Balkan-Flüchtlinge untergebracht werden. ...

Besonders gravierend ist bei diesen Vorhaben, dass dringende Schutzgründe bei Balkan-Flüchtlingen bestehen können, gerade wegen des hohen Anteils an Roma. Bei den für sicher erklärten Herkunftsländern Serbien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien liegt er in den Monaten Januar bis März 2015 zwischen 57 und 92 %, bei Albanien und dem Kosovo zwischen 6 und 21 % (s. Tabelle im Anhang). Roma sind die am meisten verfolgte Minderheit in ganz Europa. Recherchen von VertreterInnen des Bremer Flüchtlingsrats, zuletzt in Mazedonien, bestätigen dies.

 

„Was Bund und Länder hier planen, ist die Fortsetzung der Diskriminierung von Roma, jedoch nicht mit körperlicher Gewalt und offener Anfeindung, wie auf dem Balkan“, so Millies, „sondern mit der eiskalten Gründlichkeit deutscher Bürokratie. Diese Kaltschnäuzigkeit im Umgang mit den Nachfahren der Opfer des nationalsozialistischen Völkermords ist schockierend!"

 

Mehr dazu hier:

http://www.proasyl.de/de/presse/detail/news/bund_laender_spitzengespraech_zur_fluechtlingspolitik/

http://www.fluechtlingsrat-bremen.de/2015/03/an-den-ohren-ziehen-mazedoniens-schwelender-rassismus/

http://bundesromaverband.de/eng-ums-herz-bundesregierung-beraet-ueber-erstaufnahmelager-merkel-fuer-die-von-denen-wir-wollen-dass-sie-unser-land-wieder-verlassen-de-maziere/


Sinti und Roma 1933-45

Theaterinitiative zum "kulturellen Gedächtnis über Sinti" in HH


Marika Schmiedt ist Aktivistin, Filmemacherin, bildende Künstlerin - hier zwei Filme zum Schicksal ihr Großmutter und Mutter.

Marika Schmiedt ist Aktivistin, Filmemacherin, bildende Künstlerin und lebt in Wien. Die Auseinandersetzung mit der Situation der Roma und Sinti vor und nach 1945 bildet einen Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit.


Ihr erster Film (Eine lästige Gesellschaft) war eine Spurensuche nach dem Schicksal ihrer Großmutter, die ermordet wurde. In Roma Memento kommt nun ihre Mutter zu Wort, die als Weise dann in "Pflegschaft" kam. Der Film handelt von den Auswirkungen des Verlustes, den die Ermordung der Großmutter mit sich gebracht hatte. Ihre Kindheit hat meine Mutter bis an ihr Lebensende geprägt. Sie erzählt im Film, wie schlimm es für sie war, als Kind mit stetigen Anfeindungen zu leben. Es ging nicht allein um ihre Herkunft, sondern auch um das Nicht-Wissen ihrer Herkunft. Sie wurde gehänselt, in der Schule wurde sie Papua-Neger gerufen. Doch sie wusste lange Zeit nicht, weshalb sie überhaupt angefeindet wurde – dass sie eine Romni ist. Ein weiterer Teil des Films thematisiert die gegenwärtige Situation der Roma.


Sinti und Roma, die Deportation und Konzentrationslager überlebt hatten, mussten nach 1945 auch in Bremen erleben, dass ihre Rückkehr unerwünscht war.

22.01.2015 um 20:00 Uhr | Villa Ichon (Raum 2), Goetheplatz 4 – Rückkehr unerwünscht !   Vortrag: Manfred Bannow (Historiker). Die Stimmung, die ihnen aus großen Teilen der Bevölkerung entgegenschlug, lässt sich aus einem Leserbrief im „Weser-Kurier" vom 14.9.1946 mit der Überschrift „Unvereinbar mit unser Not" ablesen:

„Es scheint mir angesichts des unverschämt herausfordernden Verhaltens der Zigeuner im Riespot doch reichlich paradox, dass diese als nachträgliche Entschädigung mehrere Tausend DM je Familie erhalten. Eine solche Regelung ist unvereinbar mit der Not unserer Ostvertriebenen und Körperbeschädigten..."

Die Grundeinstellung der Behörden gegenüber den Überlebenden sah so aus, dass in der Bremer Polizei und Justiz ab 1946 wieder von einer Zigeunerplage die Rede war. Ab 1950 etablierte sich die Auffassung, dass Sinti und Roma, die vor dem Auschwitzerlass (1943) inhaftiert worden waren aus kriminalpräventiven Überlegungen und nicht aus rassischen Gründen festgenommen worden wären. Mit dieser Begründung lehnten Behörden bis ins Jahr 1963 Entschädigungsanträge ab, die Sinti und Roma für die in den Jahren 1938 bis 1943, erlittene Verfolgung stellten.


Wessen Erinnerung? An was, wen und wozu?

Ein Gespräch über Erinnerungskulturen in gesellschaftlicher Pluralität und diversitätssensibles Lernen zu Holocaust, Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg. Das Gespräch mit Prof. Dr. Paul Mecheril, Center for Migration, Education and Cultural Studies an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Dr. Rosa Fava, freie Bildungsreferentin, Berlin fand auf der Tagung #erinnern_kontrovers vom 09.-10.Juli 2015, Berlin, statt. http://erinnern.hypotheses.org/473

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