Kapp Putsch 1920 - Vortrag von Klaus Gietinger


Rudolph Bauer: "März 1920" - acht Sonette

Der Kapp-Lüttwitz-Putsch wurde vor 100 Jahren im März 1920 durch den größten Generalstreik der deutschen Geschichte niedergeschlagen. Die acht neuen Sonette von Rudolph Bauer sind diesem großen Sieg der Arbeiterbewegung und der folgenden Niederlage, herbeigeführt durch Reichswehr und Freikorps, gewidmet.


"Ray und Liz" von Richard Billingham (Großbrittanien 2018)

Der ganze Film in der ARD Mediathek bis 23.12.2022

(Filmstart Deutschland Mai 2019) Eine solche nüchterne Beobachtungshaltung ist selten bei einem solchen Thema zu sehen. Hier wird die Innenperspektive jener Resignation in verelendeten Familien betrachtet, die auf die gnadenlose neoliberale Austeritätspolitik der Thatcher-Ära in England folgte. Der Film ist vor allem anfangs sehr fordernd, zeigt er doch die Beziehungslosigkeit von zwei Erwachsenen und ihrer zwei Kinder, die in dieser "....-losigkeit" aufwachsen müssen. Rezensionen dazu: EPD -  https://www.epd-film.de/filmkritiken/ray-liz    

Beitrag im DER FREITAG "Dämonen der Armut": https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/daemonen-der-armut


Sorry we missed you - von Ken Loach - ab 30.01.2020

Der Film erzählt eine universelle Geschichte über Leistungsdruck und Ausbeutung, über Pflegenotstand und Nächstenliebe, über Kampfgeist und Zusammenhalt – kurz über die Themen, die aktuell europaweit die Menschen beschäftigen.


Die Staatsfeinde - Kalter Krieg und alte Nazis

Nach „Verboten-Verfolgt-Vergessen“ legt Roadside Dokumentarfilm mit den „Staatsfeinden“ einen neuen Film über die Bundesrepublik Deutschland im Kalten Krieg vor. Gestützt auf weitere ProtagonistInnen mit bewegenden Biographien und vielfältiges bislang unveröffentlichtes Film- und Fotomaterial gelingt es, das Zeitgeschehen auszuleuchten und die Geschichte der jungen Bundesrepublik weiter aufzuarbeiten. Es ist eine Geschichte von Menschen, die den Zweiten Weltkrieg als Wehrmachtssoldaten an der Front oder als ZivilistInnen in Nazi-Deutschland erlebt haben. Geprägt durch die Schrecken des Krieges wurden sie zu PazifistInnen, die die Einführung einer Armee in der BRD unbedingt verhindern wollten. Ein politisches Engagement, das mehreren 10.000 PazifistInnen staatliche Verfolgung einbrachte und für Tausende von ihnen zu Gefängnisstrafen führte.

Darunter waren selbst Menschen, wie der Kampfpilot Robert Steigerwald, dessen Familien-mitglieder im Holocaust ermordet wurden, und auch Widerstandskämpfer, wie der Marine-Soldat Hans Heisel, dessen Plan, die Wehrmachtsführung in Frankreich in die Luft zu sprengen, scheiterte. Verfolgt, angeklagt und verurteilt wurden sie oftmals von den alten Nazis, die wieder die Machtpositionen in Staat, Gesellschaft und Politik besetzt hatten. Dazu gehörten auch Wehrmachtsgeneräle a. D., wie Hasso von Manteuffel, der 1953 mit der FDP in den Bundestag einzog und 1959 wegen der Hinrichtung eines Soldaten als Totschläger verurteilt wurde.

 

Mit: Günter Bennhardt, Gerd Deumlich, Dr. Rolf Gössner, Hans Heisel, Prof. Dr. Till Kössler, Bundesinnenminister Gerhard Schröder, Dr. Robert Steigerwald, Rosemarie Stiffel, Erika Marx, Otto Marx, Ingrid Wils, Herbert Wils, u. a.

 

Regie: Daniel Burkholz, Co-Regie: Sybille Fezer, Kamera: Daniel Burkholz, Ruzbeh Sadeghi, Lilli C. Thalgott, Ton: Daniel Burkholz, Schnitt: Jan-Malte Enning, Postproduktion: Jan-Malte Enning Laufzeit: 72 Minuten, HD, 16:9, D 2018


Der marktgerechte Mensch

Der Marktgerechte Mensch“ ist ein Film von unten. Ein Film der uns alle angeht:  „Wenn der Mensch zur Ware wird“ geht seine Menschenwürde verloren. Noch vor 20 Jahren waren in Deutschland knapp zwei Drittel der Beschäftigten in einem Vollzeitjob mit Sozialversicherungspflicht. 38% sind es nur noch heute.  

 

Die Filmemacher  gehen an die Arbeitsplätze der neuen Modelle des Kapitalismus wie der Gig-Economie,  wie der Arbeit auf Abruf. Sie  treffen auf Menschen in bisher sicher geglaubten Arbeitstrukturen an Universitäten  oder in langjährigen  Arbeitsverhältnissen mittlerer- und oberer Leitungspositionen. Und beobachten wie sich die  Verschärfung des Wettbewerbs immer stärker auf den Einzelnen verlagert, was Solidarisierung tragbaren sozialen Beziehungen nur sehr schwer Raum lässt.  Depression und Burnout machen Menschen, die an dieser Last und Unsicherheit zerbrechen, das Leben zur Hölle. Selbst dann noch  glauben viele, an ihrem Schicksal schuld und ein Einzelfall zu sein.

 

Doch dieser Wahnsinn ist nicht alternativlos. Der Film stellt Betriebe vor, die nach dem Prinzip des Gemeinwohls wirtschaften, Beschäftigte von Lieferdiensten, die einen Betriebsrat gründen und die Kraft der Solidarität von jungen Menschen, die für einen Systemwandel eintreten. Ein Film, der die Situation hinterfragt, Mut machen will, sich einzumischen und zusammenzuschließen. Denn ein anderes Leben ist möglich.


Der marktgerechte Patient

Wie die seit 2003 verbindliche Vergütung der Krankenhäuser durch sog. Fallpauschalen ausgewirkt hat. Jede diagnostizierbare Krankheit hat darin einen fixen Preis. Wer mit möglichst geringen Personal-, Sach- und Organisationskosten den Patienten optimal schnell abfertigt, macht Gewinn – wer sich auf die Patienten einlässt und Tarife zahlt, macht Verlust. Die Einführung der sog. DRGs (Diagnosis Related Groups) war der radikale Schritt zur kompromisslosen Kommerzialisierung eines Bereichs, der bis dahin vom Gedanken der Empathie und Fürsorge getragen wurde. Seither wird der Mensch dort, wo er am Verletzlichsten ist, nämlich als hilfsbedürftiger Patient, den gnadenlosen Prinzipien von Gewinn und Verlust untergeordnet.


Film von Ken Loach: "I, Daniel Blake" über einen englischen (Hartz IV  sehr ähnlichen) "Wohlfahrts"-Apparat, der sich gegen die Menschen wendet, die er eigentlich unterstützen sollte.

Der sozialkritische englische Filmemacher Ken Loach prangert in seiner Rede in Cannes brutale neoliberale Entwicklungen gegen Werktätige, Arbeitslose und die Umwelt in Europa an: Privatisierung, Deregulierung, Abbau von Arbeitsschutzgesetzen, Verarmung der Mehrheit und Konzentration der Macht bei wenigen Superreichen.

(Alters)Armut und Arbeitslosigkeit seien angeblich selbstverschuldet, suggeriert neoliberale Ideologie. Ein Gedankengebäude, dafür erfunden, die absurde Existenz einer winzigen (leistungslos über Erbschaft superreich) Machtelite, die sich die für sie passende Regierung "kaufen" kann, als Natur (oder sogar Gott ?) gegeben darzustellen. Der politisch und finanziell abgewirtschaftete wohlfahrtsstaatliche Apparat wird schließlich gegen die Menschen, die er eigentlich unterstützen sollte, eingesetzt. Der "aktivierende Sozialstaat a la Hartz IV" suggeriert den Opfern des Systems Faulheit und fehlende Kooperation. "Unwillige" werden mit Sanktionen (Leistungskürzungen) gedemütigt, mit steigender Kontrolle und Disziplinierung. Jede Ähnlichkeit mit dem deutschen Hartz-IV ist natürlich "rein zufällig". Verdi Publik hat eine interessante Rezension veröffentlicht.


Freistatt

Ein Film von Marc Brummund, mit Louis Hofmann, Alexander Held, Max Riemelt, Katharina Lorenz, Stephan Grossmann, Uwe Bohm u.a., Deutschland 2015, 104 Minuten    http://www.freistatt-film.de/  

 

Interview im WK (23.06.2015) mit Regisseur u. ehem "Zögling" Wolfgang Rosenkötter.


"Sonst kommst du nach Freistatt".

 Eine Drohung, mit der viele rebellische Jungen auch aus Bremen und den Bremer evangelischen Jungen-Heimen "St. Petri" und "Ellener Hof" (1989 geschlossen) eingeschüchtert wurden. Nicht wenige landeten im "Vorhof zur Hölle", der "Diakonie Freistatt" bei Diepholz. In der Nazizeit brutales Zwangsarbeitslager, Selektionsmaschinerie nach "Erbgesundheitskriterien" und Kanonenfutter-Verschiebebahnhof  in den Krieg, wurde die schwarze Pädagogik der Nazarether Diakone der Bodelschwingschen Anstalten, Bethel, nach 1945 fast bruchlos fortgeführt. Eine Aufarbeitung fand - nach jahrelangem Druck - erst vor kurzem statt und ist nachzulesen in dem Buch "Endstation Freistatt", welches auch als Drehbuchvorlage diente.
Untertitel des Buches: "Fürsorgeerziehung in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel bis in die 1970er Jahre", Matthias Benad, Hans-Walter Schmuhl und Kerstin Stockhecke (Hg.), Bethel-Verlag, Bielefeld 2009

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Rezension von Prof. Dr. Kappeler zum Buch "Endstation Freistatt"
Endstation+Freistatt_Rezension+Kappeler.
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Zeittafel 1933 - 1951 Diakonie Freistatt
Zeittafel ab 1933 Diakonie Freitatt_Inte
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Bis in die 1970er Jahre war diese "totale Institution", das Moorarbeitslager ca. 60 km südl. von Bremen (zwischen Sulingen und Diepholz), eine Heimerziehungs-Endstation. In Deutschland gab es geschätzte 500.000 Heimzöglinge in den ersten 3 Jahrzehnten nach dem Krieg, die bis heute an den Folgen der Traumata zu leiden haben. Viele schämen sich bis heute damit an die Öffentlichkeit zu treten. Bis heute weigern sich die mit jährlich Milliarden Euro vom Staat geförderten Kirchen die praktizierte Zwangsarbeit in den zu 80% kirchlichen Fürsorgeanstalten anzuerkennen und zu entschädigen.

 

Hier ein link zu einem WK Artikel (25.6.15) über einen anderen ehem. "Zögling" in "Freistatt".

Film „Freistatt“ sorgt für Entsetzen und Sprachlosigkeit unter den 450 Zuschauern der Premiere in Diepholz

 „Ein dunkles Kapitel vor unserer Haustür“, wie die Kreiszeitung am 29.6.2015 berichtet. "[Hof Moorort] entpuppte sich als ein Hort der Quälerei, ein Guantanamo für junge Wilde. Das Moor mit seinen natürlichen Barrieren machte die Flucht für Insassen unmöglich. Es war ein Idyll mit Weite, aber eben nicht für die „Freistattler“ unter Anstaltsleiter Brockmann, der sich über die NS-Zeit erfolgreich gerettet hatte und sie weiterlebte. Parallelen zu den nur gut 20 Jahre früheren Arbeitslagern mit Tor-Inschriften wie „Arbeit macht frei“ drängen sich auf. Hinter den Mauern der kirchlichen Fürsorgeanstalt herrschte noch der alte Geist, während draußen langsam die Zeichen auf Flower-Power und Freedom standen."


Aufarbeitung und Verarbeitung

WEB-Seite von "Überlebenden der Anstalt". Originalfotos: http://schlaege.com/html/freistatt_fotos.html


"Frontal"-Sendung zur Weigerung der Kirchen, die Zwangsarbeit anzuerkennen:

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Filmheft mit historischen Hintergründen und Dokumenten für Pädagogen u.a.
FREISTATT_Filmheft.pdf
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Der Weserkurier vom 23.11.2014 wies in diesem Artikel auf die Ende des Jahres 2014 ausgelaufene "Antragsfrist für ehemalige Heimkinder" hin. Hier ein bemerkenswerter Kommentar im WK-Online von einer "HeidiD" dazu:

"Bis zum Schluss also werden die Almosen aus dem Fonds Heimerziehung zu "Entschädigungen" umgelogen! Das ist schändlich und die Presse macht sich damit mitschuldig am heutigen Leid der ehemaligen Heimkinder. Daran nämlich, dass die Überlebenden deutscher Heimerziehung heute retraumatisiert werden, wieder gegängelt und gedemütigt! ENTSCHÄDIGUNG ist eine geldwerte Leistung als Ausgleich für einen erlittenen Schaden. Mit Rechtsanspruch und in bestimmter Höhe. LEISTUNGEN AUS DEM FONDS sind freiwillige Zahlungen von Kirchen und Staat in "Anerkennung des erlittenen Leides", die weder mit dem angerichteten Schaden noch mit dem aus den Heimkindern erzwungenen und erpressten Reichtümern auch nur das mindeste zu tun haben ! Und jetzt heißt es auch noch: WER ZU SPÄT KOMMT, GEHT LEER AUS! Das Leid der Menschen, die sich bis zum 31.12.2014 nicht überwinden konnten, oder die schlicht bis dahin nichts gehört hatten - verpufft. Dumm gelaufen. War wohl doch nicht so schlimm...."