Erst die „Adler-Group“, dann Vonovia und LEG und jetzt "Heimstaden".

Überall dieselbe Geschichte. Kurz vor Ende der Nullzinsphase haben sich die Konzerne mit gewaltigen Unternehmensaufkäufen per Kredit verhoben. Jetzt verhageln die gestiegenen Zinsen die Bilanzen. Und nicht nur das: Alle hatten sich daran gewöhnt, mit jeder Hauptversammlung eine große Wertberichtigung ihrer Immobilien nach oben vorzunehmen und damit die hohen Dividenden-Zahlungen an die Aktionäre zu finanzieren. Jetzt gibt es nicht nur keine Wertberichtigung nach oben, sondern eine nach unten – Der Wert ihrer Immobilien ist gesunken. Nicht nur das Geld für die Dividende ist weg, auch das Bezahlen der Kredite wird Tag für Tag schwieriger (Quelle: Fokus 07.1.2022).

Roger Akelius hatte den richigen "Riecher" (Insiderinformationen?). Seine Wohnungsfirma Akelius galt als teuerster Großvermieter Berlins. Allerdings hatte im Herbst 2021 rechtzeitig sein Häuserimperium in Deutschland, Dänemark und Schweden teuer an Heimstaden verkauft und den zig-Milliarden-Erlös steuerfrei auf die Bahamas verfrachtet (Quelle taz 08.04.2022).


Grohner Düne steht nach 10 Jahren Spekulation erneut zum Verkauf

Zweifellos ist es ein Schritt in die richtige Richtung (Vergesellschaftung großer Mietwohnungskonzerne), wenn die Regierung in Bremen zusammen mit der GEWOBA, an der sie 75,1% der Aktien hält, nun endlich die Großwohnanlage "Grohner Düne" rekommunalisiert, um sie endlich zu sanieren. Buten un binnen vom 14.12.2022 berichtet. Nur die Umstände sind wieder einmal, wie auch schon beim Kauf der Vonovia-Wohnungen in Lüssum, sehr profitabel für die Vorbesitzer/ die Spekulanten. Vor zehn Jahren hätte Bremen schon mal die Grohne Düne kaufen können für ca. 22 Mio Euro, damals kauften die Renditejäger von Grand City Properties, ein britisch-luxemburgisches Konsortium, das Gelände. Die deutsche Niederlassung von GCP, Grand City Property Ltd., ist in Zypern registriert. Nun sieht alles so aus, als ob diese es Bremen für 60-70 Mio Euro weiterverkauft, super Deal, nur für wen ?

Um sich eine konkrete Vorstellung davon zu machen, welches Desaster die seit über 30 Jahren anhaltende neoliberale Privatsierungswelle im Wohnungssektor hinterlassen hat, hier eine Chronologie zu dieser Vegesacker Immobilienansammlung für ca. 1500 Bewohner:

  • 1969-1973 Bau durch die Neue Heimat (R-Block mit 422 Wohnungen, L-Block mit 150)
  • 1982 Die Neue Heimat geht pleite. Einige Bundesländer übernehmen die Bestände. In Bremen entsteht daraus die städtische GEWOBA. Die „Düne“ gehört allerdings nicht zur GEWOBA, sondern zur Neuen Heimat Niedersachsen (Baubecon).
  • Der L-Block wird vom Hamburger Bauunternehmer Lothar Krause gekauft.
  • 1995 Lothar Krause geht pleite. Der L-Block wird unter Zwangsverwaltung durch die GEWOBA gestellt. Um 2001 hat die gesamte Düne 40 Prozent Leerstand.
  • 1998-2002 Baubecon und GEWOBA sanieren die Düne für insgesamt 22 Mio. DM. Zusammen mit der Stadt Bremen wird ein Quartiersmanagement finanziert.
  • 2005 Der US-amerikanische Investmentfonds Cerberus kauft die Baubecon und damit den R-Block.
  • 2007 Der italienische Immobilienfonds Prelios kauft die Baubecon-Bestände. 2011 platzt die Weiterfinanzierung. Prelios verkauft die Baubecon daraufhin an die britische Großbank Barclays.
  • 2012 Die Deutsche Wohnen AG kauft die Baubecon-Bestände. Die Grohner Düne will sie loswerden und bietet sie 2013 der Stadt Bremen an. Die will aber nicht.
  • 2014 Der britisch-luxemburgische Immobilienkonzern Grand City Properties kauft für 21,7 Mio. Euro die gesamte Düne: den R-Block von der Deutschen Wohnen und den L-Block von einem niederländischen Eigentümer. Die deutsche Niederlassung von GCP, Grand City Property Ltd., ist in Zypern registriert.
  • 2016 Bremen bewilligt 3,5 Mio. Euro für bauliche Verbesserungen im Umfeld der Grohner Düne, um das Image der Anlage zu verbessern.

(Quelle: Ausstellung auf dem Fachtag des Bremer Bündnis Soziale Arbeit "SOZIALE ARBEIT UND DIE WOHNUNGSFRAGE" am 18. März 2019 im Foyer des DGB-Haus)

Was die Folgen der jahrzehntelangen Auslieferung des Wohnungswesens an Renditejäger, die Folgen einer verfehlten Migrationspolitik und die Folgen der durch Gentrifizierung selbst herbeigeführten Ballung marginalisierter Bevölkerungsgruppen in sozialen Brennpunkten betrifft, schildert Patricia Brandt im Weserkurier vom 20.01.2016 :

"Dass ein einfacher Streit in eine Massenschlägerei mündet, ist in der Grohner Düne kein Einzelfall. Die Blöcke am Vegesacker Bahnhof gelten als eine der gefährlichsten Wohngegenden Bremens. Ändert sich nichts, wachsen hier weitere „Generationen von Hartz-IV-Dynastien heran“, bei der extremistische und kriminelle Tendenzen auf fruchtbaren Boden fallen, attestieren jetzt Gutachter. [...] Die Stadt geht davon aus, dass der Eigentümer, die Firma Grand City Property (Verwalter von 50 000 Wohneinheiten mit Hauptsitz auf Zypern) keine Pläne für weitreichende Investitionen in die Gebäudesubstanz hat. Wer wohnt in der Grohner Düne? „Wer in die Wohnanlage zieht, hat vielfach keine Wohnalternative“, heißt es in den Papieren der Verwaltung. Die Zahl der Bewohner lag 2014 laut amtlicher Bevölkerungsstatistik bei 1537. Die Verwaltung geht davon aus, dass die tatsächliche Belegung wegen der Flüchtlingsströme deutlich höher liegt. Die meisten Mieter sind arbeitslos oder hilfebedürftig. Fast alle haben einen Migrationshintergrund. In der Grohner Düne gibt es eine Vielzahl von Nationalitäten. Aktuell bestimmen drei Bewohnergruppen die Mieterschaft: Arabische Großfamilien, jesidische Kurden und osteuropäische Roma. Außerdem leben hier Angehörige der Volksgruppe der Mhallamiye. Die Ballung vieler, teils verfeindeter Ethnien stellt laut Verwaltung eine dauerhaft kaum beherrschbare, als explosiv beschriebene Bewohnermischung dar. Wiederholt kam es bereits zu Massenschlägereien."

Dabei wichtig zu merken: Es liegt nicht an den Menschen, sondern am System und an der Politik, die diesem System dient.


Strukturelle Hintergründe der Unbezahlbarkeit der Mieten, besonders in Bremen

luxuswohnungen sozialwohnungen vergesellschaftungDer Bremer Senat hat immer wieder den Neubau von Wohnungen als angebliche Problemlösung für mehr bezahlbare Mietwohnungen herausgestellt.
Aber alle Ziele für den Wohnungsneubau wurden verfehlt. Denn der größte Teil der mit dem Bau beauftragten Unternehmen unterliegen der Renditeorientierung von Investoren: diese bauen immer (von geförderten Wohnung abgesehen) im hochpreisigen Segment (Überseestadt / Werdersee / Tabakquartier / Hulsberg-Quartier usw.). Der Neubau-Anteil der sog. "städtischen" Gesellschaften GEWOBA und  BREBAU ist gering und liegt laut deren Geschäftsberichten bei insgesamt ca. 470 von 1723 neu gebauten Wohnungen im Jahre  2019. In den anderen Jahren war es nicht viel anders.

 

Mietsteigerungen hat dieses von der Landesregierung mit Selbstlob überschüttete Investoren-Bauprogramm nicht begrenzt. Die Nettokaltmieten im Bremer Neubau liegen durchschnittlich bei 11,83 Euro, Neuvermietungen von Altbauwohnungen erreichen die 10 Euro pro qm Wohnfläche. Bremen hat seit 2018 fast 3000 Einwohner verloren, meist an den "Speckgürtel", wo (meist) junge deutsche Familien hin ausweichen. In dieser Zeit wurden in Bremen ca. 4500 Wohnungen neu gebaut. Diese Zahlen sprechen für sich.

 

Und was planen grüne Politiker in dieser Lage:  Mieten verteuerndes "klimaneutrales Bauen", oder ein Progamm der Bremer Landesregierung: "Wohnflächensteuer": denn nach Logik dieser Leute, läge das Problem bei den vielen Egoisten, die zu viele Quadratmeter bewohnen?

 

Der tatsächliche Grund für Mietsteigerungen? In Deutschland werden jährlich 70 bis 80 Milliarden Euro von Banken, Hedgefonds, US-amerikansichen Kapialsammelstellen wie Black Rock, State Street, Vanguard und Co, von Immobilienfonds und Versicherungen in den Immobilienmarkt gepumpt. Sechs Prozent Rendite werden für solche "Anlagen" als Minimum erwartet. Etwa ein Drittel aller Kredite in Deutschland fließen in Immobilien, nachdem die EZB zusammen mit den Privatbanken Billionen Euro aus dem Nichts schöpften und in spekulative "Finanz-Märkte " pumpten. Dieses billige Geld sucht dann sichere Anlageobjekte in "Betongold". Also: Kapitalzufluss und Spekulation mit Immobilien.
Diese Renditen sind im Immobilienbereich nur zu erwirtschaften mit einer einzigen Einnahmequelle – den Mieten. Die zu hohen Mieten sind nur Dank staatlicher Subventionierung garantiert, mit den KdU (den steuerfinanzierten Kosten der Unterkunft) in Hartz IV, Sozialgeld und Grundsicherung, sowie Wohngeld; ca. 15 Milliarden jährlich "Subjektförderung" fließen so aus dem Steuertopf über den Umweg der Mieter wieder direkt in Taschen der Investoren. Ein staatlich subventionierter Pseudomarkt.

Die elementare Daseinsvorsorge von Wohnraum für Millionen Lohnarbeitende ist anders nicht zu haben im Kapitalismus. Wer aus diesem "System" rausfällt, landet bei den hunderttausenden Wohnungs- und Obdachlosen. Tolle "westliche Wertegemeinschaft".

 

Stadt Bremen hat noch die als „städtisch“ bezeichneten Wohnungsunternehmen

  • GEWOBA . Eine Aktiengesellschaft mit 75,1% in kommunalem Besitz, 24,9% Banken. Es werden jährlich zwischen 12-20 Mio. Euro an Gewinnen ausgeschüttet an die Anteilseigner (24,9% Sparkasse Bremen). Ca. 42 000 Mietwohnungen sind es (incl. Bremerhaven).
  • BREBAU. Eine GmbH mit ca. 6000 Wohnungen im Land Bremen.

Parteien entsenden gut bezahlte Vertreter in die Vorstände beider Unternehmen. Diese besitzen ca. 25 Prozent der Mietwohnungen in Bremen. Würden sie wirklich den Bürgern in Bremen dienen, dann müssten Mieterhöhungen hier doch TABU sein ?


Aber weit gefehlt: hier kommt es zu Erhöhungen der Nettokaltmieten, teilweise durchaus vergleichbar mit den Mieten bei privaten Wohnungsunternehmen. Beide Unternehmen, die den in Mietwohnungen wohnenden BremerInnen dienen könnten, werden aber eigentlich benutzt, um den defizitären Bremer Haushalt zu entlasten, mittels Dividenausschüttung an die "Anteilseigner". Der Bremer Senat beutet seine eigenen Bürger aus? Und beide Unternehmen sind sich nicht zu schade, bei der Teilprivatisierung von Schulen und KiTas mitzumachen, von der gesamten Landesregierung so auch gewollt. Ein schleichender Ausverkauf Bremer Einrichtungen an Investoren.

 

Konsequenz: Beide Unternehmen sollten in Gesellschaften öffentlichen Rechts, basisdemokratisch verwaltet, umgewandelt werden.

 

Eine ausführliche Analyse der Bremer Wohnungssituation und der sozialen Spaltung (von Rodolfo Bohnenberger, Sept. 2021) findet sich unter diesem LINK.

 

Studie der Hans-Böckler-Stiftung, Aug. 2021: Fast 13 Prozent der Mieterhaushalte in deutschen
Großstädten haben nach Abzug der Miete weniger als das Existenzminimum zur Verfügung.
In Bremen ist es wegen der niedrigeren Einkommen und der höchsten Armutsquote in Deutschland
noch dramatischer. Darin die Studie von Andrej Holm, Valentin Regnault, Max Sprengholz und Meret Stephan als pdf.


Vonovia Nebenkostenabrechnungen als Abzocke

Getrieben vom maximaler Rendite aufs eingesetzte Kapital versucht der größte Wohnungskonzern Vonovia (dahinter Black Rock als Großinvestor) mit allen juristischen Tricks und einer Heerschar von gutbezahlten Juristen, unverschämte Mietererhöhungen über falsche "Nebenkostenabrechnungen"  durchzusetzen. Erst kürzlich (1.3.2021) berichtete der Weserkurier erneut.

Über sog. "energetische Modernisierungen" agiert Vonovia ebenso trickreich und undurchsichtig, und versuchte bis an den Bundesgerichtshof voranzukommen. Vonovia-Mieter können nun aufatmen. Denn bei dem Streit um Kosten, die sie im Zuge einer energetischen Modernisierung mittragen sollen, hat das Bremer Landgericht am 8.2.2021 dem Wohnungskonzern verboten, per Revision gegen die Mieter vor den Bundesgerichtshof zu ziehen. Das hat die Erste Zivilkammer entschieden (Aktenzeichen 1 S 87/19; 1 S 222/18 und 1S 1/19). Konkret ging es in drei Fällen um eine energetische Modernisierung in einer Wohnanlage in Bremen Peterswerder. Einen Teil der Kosten hatte der Wohnungskonzern auf die Miete umgeschlagen. Seit 2019 können das bis zu acht Prozent der Gesamtkosten sein, in der Zeit davor waren es - wie in den konkret verhandelten Fällen - noch elf Prozent. Als die Mieterhöhung ins Haus flatterte, sahen die Mieter darin die ausgeführten Arbeiten nicht ausreichend detailliert nach einzelnen Gewerken aufgelistet. So konnten sie die Kosten nicht nachvollziehen und gingen gerichtlich dagegen vor. (Siehe WK-Bericht vom 10.02.2021)

Rechtsanwalt Weiß im Weserkurier vom 20.10.2020: „Man kann davon ausgehen, dass die Vonovia jedem dieser Mieter zwischen 3000 und 6000 Euro schuldet."

So wie zur Zeit seitens der Regierung das so wünschenswerte klimaneutrale Bauen und Wohnen angepackt wird, wird es trotz hehrer Versprechungen auf eine gigantische Mieterhöhung hinauslaufen; nach Schätzungen bis zu 2,- Euro /qm mehr. Das liegt deutlich über den tatsächlich eingesparten Heizkosten, entgegen all den wohlklingenden Hochglanzbroschüren. Es kommt letztlich zu einer Verdrängung.


Eine andere Wohnungspolitik ist möglich - Andrej Holm 20.09.2022

Am 20.September 2022 hat Andrej Holm auf Einladung des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum in Düsseldorf einen Vortrag gehalten. Die gut besuchte Veranstaltung war sehr erfolgreich.


Die Mieten steigen, die Nebenkosten explodieren und der Traum von den eigenen vier Wänden fällt flach.

[Es zeichnet sich] "...neben der Energiekrise immer deutlicher eine Wohnkrise ab. Der Plan der Regierung, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, gilt trotz aller konzertierten Aktionen als illusorisch. Die Baukosten sind schlicht zu hoch. Derweil steigen die Mieten weiter, die Nebenkosten explodieren, und der Traum von den eigenen vier Wänden fällt spätestens seit dieser Woche als Exitstrategie auch flach. Die Immobilienzinsen klettern auf vier Prozent, was Wohneigentum ohne Erbschaft oder viel Eigenkapital unerschwinglich macht.

Den Deutschen droht das Schicksal eines einig Volk von frustrierten Mietern. Und das dürfte der Politik gehörig einheizen. Ein paar Tausend Euro Wohneigentumsförderung helfen da nicht mehr. Sehr bald wird es wieder um die ganz große Frage gehen, ob es für Wohnen noch so etwas wie einen Marktpreis geben darf."

Quelle: https://www.wiwo.de/politik/deutschland/balzli-direkt-vier-prozent-bauzins-radikalisieren-die-deutschen/28757316.html

 


Modell Zürich - über genossenchaftliche Projekte und über die Bodenfrage


Bremer Bürger verhindern die von SPD/CDU geplante Privatisierung der GEWOBA


Im Deutschlandfunk (29.03.2020) setzt sich Timo Rieg  mit der von ihm angezweifelten „Eigentumsreligion“ am Beispiel Grund und Boden auseinander

Von der Idee, mit Grund und Boden reich zu werden - Die einen erben Immobilien, die anderen zahlen exorbitante Mieten. Gerechtfertigt wird das gerne mit dem freien Markt oder mit dem Grundrecht auf Eigentum. Aber muss die Gesellschaft unbedingt so funktionieren? Wie sähe sie ohne die aus? Hier der LINK zum Beitrag im Deutschlandfunk.

 

Auszüge:

"Nach einer Studie des Thünen-Instituts waren vor drei Jahren [2017] bereits bei jedem dritten Agrarbetrieb in Ostdeutschland ortsfremde Investoren die Mehrheitseigentümer. EU-weit kontrollieren nur 3,3% aller Betriebe mehr als die Hälfte der Fläche. Afrikanische Länder werden ebenso aufgekauft wie osteuropäische. In Liberia sind 100 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in ausländischem Besitz. Und so akkumuliert der Bodenreichtum bei wenigen, während die meisten nichts haben."

 

"Auf ganz andere Weise erleben Stadtplaner, Architekten, Verwaltungen und Kommunalpolitiker die privatisierte Erde: Eigentum begrenzt nämlich erheblich ihren Gestaltungsraum. „Mit dem Grund und Boden scheint da etwas nicht in Ordnung zu sein; und aus irgendwelchen dunklen Gründen vermeidet alles, dieser Peinlichkeit nachzugehen.“

So leitet der Schweizer Architekt Hans Bernoulli sein erstmals 1946 erschienenes Buch „Die Stadt und ihr Boden“ ein, nachdem er kurz drei „Hauptwerke über Stadtbaukunst“ gestreift hat, die seiner Ansicht nach alle das Hauptproblem ausklammern: Bevor Architekten eine Stadt planen können, müssen die privaten Bodenbesitzer enteignet werden. Mit den vorgefundenen Verhältnissen sei keine Stadt zu machen."


Vortrag von Andrej Holm zur Wohnungspolitik auf dem Berliner Armutskongress 2019


Wer den Boden besitzt, kann bestimmen, was darauf passiert


Stephan Reiß-Schmidt (ehemaliger Leiter der Stadtentwicklungsplanung München) Vortrag in Bremen für eine "Bodenpolitische Wende für lebenswerte Städte"


Buchempfehlung: Mehr Gerechtigkeit! Wir brauchen eine neue Bodenordnung – nur dann wird auch Wohnen wieder bezahlbar von Hans-Jochen Vogel. Herder Verlag, 1.Aufl. 2019


Sozialer Wohnungsbau: Was läuft hier schief? - Sozialbindung als Zwischenspiel, Subvention der Vermieter als Ergebnis (Laura Valentukeviciute, GIB Berlin)

Der folgende (downloadbare) Beitrag von Laura Valentukeviciute ist entnommen der hervorragenden Broschüre von Lunapark 21 Extra Nr. 20/21 "Mietexplosion vs. Daseinsvorsorge" vom Dez. 2019. Herausgegeben von Gemeingut in BürgerInnenhand – GiB e.V., Berlin, in Kooperation mit der FrAKTION LINKE * SÖS * PIRATEN * TIERSCHUTZ in Stuttgart, DIE LINKE, Hamburg und der Lunapark21-Redaktion. Die gesamte Broschüre (80 Seiten) kann über info@gemeingut.org angefordert werden. Gemeingut gibt das Heft kostenlos ab, freut sich aber selbstverständlich über eine Spende.

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Sozialer Wohnungsbau_Was läuft hier schi
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Für eine neue Gemeinnützigkeit im Wohnungsbereich

ANDREJ HOLM, SABINE HORLITZ UND INGA JENSEN kommen in ihrer von der Rosa Luxemburg Stiftung unterstützten Studie vom Mai 2017 zu dem Schluss: Die Neue Gemeinnützigkeit im Wohnungsbereich ist machbar, sinnvoll und notwendig für die Mehrheit der Bevölkerung. LINK Download der Studie


Keine Grundsteuer-Umlage auf die Miete - Mietimmobilienbesitzer sollen sie alleine zahlen!

(von Rodolfo Bohnenberger) Diese wichtige Forderung, die alle Immobilieneigner zur alleinigen Zahlung der Grundsteuer zwingen soll, findet sich u.a. im neuen Flyer des Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen. Sie findet sich auch bei den Bundes-Grünen , bei den Bundes-Linken, bei den Bundes SPDlern.

 

Wer ist dagegen? Wer will weiter die riesige Ungerechtigkeit aufrechterhalten, dass Investoren in große Mietimmobilien gar keine Grundsteuer zahlen müssen , sondern diese Steuer über die Betriebskostenabrechnung auf die Mieter umlegen dürfen? Natürlich die Vertreter der profitorientierten Wohnungswirtschaft und ihre politischen Helfershelfer CDU und FDP.

 

Im Herbst 2019 beschloss der Bundestag, nach Beanstandung durch das Bundesverfassungsgericht, eine an den tatsächlichen jetzigen Immobilienwerten (und nicht den nivellierenden Flächen-Einheitswerten aus 1967) orientierte Regelung der Grundsteuer. Das war längst überfällig, für eine gerechtere Besteuerung nach tatsächlichem Wert der Immobilien. In werthöheren Lagen soll das zu höheren Grundsteuern für die Immobilieneigner führen. In wertniedrigeren Lagen soll es zu Grundsteuersenkungen kommen; so zumindest der "einkommensneutrale" Plan auch in Bremen nach Bürgerschaftsbeschluss vom 29.01.2020. Die Bundesregelung sieht auch eine höhere Besteuerung von Brachflächen (Grundsteuer C) vor, womit Bodenspekulanten die profitable Möglichkeit, einfach abzuwarten und auf steigende Bodenpreise zu setzen, ein bisschen vermiest werden soll. Sehr gut ! Zumindest auf dem Papier, wie es real wird, werden wir sehen.

 

Gerechterweise, im Sinne der 62% Mieterhaushalte in Bremen, die in der Bürgerschaftsdebatte am 29. Jan. bezeichnenderweise kaum vorkamen, müsste die gesamte Grundsteuer komplett von allen Immobilienbesitzern alleine getragen werden. Nun behalten aber die vermietenden Immobilienbesitzer (damit ausgerechnet die Zocker und Spekulanten ebenfalls) die Möglichkeit, die ab 2025 viel höhere Grundsteuer auf die MieterInnen umzulegen. Erstaunlich, dass die kleinen, ihre Wohnung selbst bewohnenden, Eigenheimbesitzer, die pflichtgemäß ihre Grundsteuer zahlen, dagegen nicht schon längst auf die Barrikaden gegangen sind.

 

Das als "Umlageverfahren" bezeichnete Abwälzen der Grundsteuer auf die Mieter, wird ab 2025 für Mietverhältnisse in Ortsteilen mit "besseren Lagen" und höheren Immobilienwerten zu drastischen Erhöhungen der Betriebskosten (umgelegte Grundsteuer darin) führen und damit dann auch langfristig zu Vertreibungsprozessen von MieterInnen, die diese, auch als "zweite Miete" bezeichneten Kosten wegen niedriger Löhne nicht mehr tragen können. Also eine Verschärfung der Segregation, der sozialen Spaltung der Stadt, allen Lippenbekenntnissen zu einer besseren "Durchmischung" entgegenlaufend. Vorgesehen ist nur eine relativ zahnlose Steuerungsmöglichkeit dagegen: für gemeinnützige und soziale Wohnungen kann ein Abschlag von 25% auf die Grundsteuer verfügt werden.

 

Richtig wäre, alle kommunalen, genossenschaftlichen, gemeinnützigen und Mieter freundlichen Projekte von der Grundsteuer komplett zu befreien, und zur Verbesserung  der klammen kommunalen Finanzen die Grundsteuer bei Miethaien wie Vonovia, LEG,  Grand City Properties und Adler Real Estate zu erhöhen !

 

"Wer von steigenden Immobilienpreisen und Immobilienwerten profitiert, soll auch die darauf entfallende Steuer zahlen.“ Das fordert der Deutsche Mieterbund. Diese von allen Mieterverbänden mit recht kritisierte Abwälzung der Grundsteuer in der Betriebskostenabrechung auf die Mieter muss wahrlich beendet werden. Ein erster Versuch im Bundestag (unterstützt von Grünen und Linken) scheiterte an der CDU in der großen Koalition und - wie könnte es anders sein - an der FDP. Vorgesehen war, das Bürgerliche Gesetzbuch sowie die Betriebskostenverordnung zu ändern. Das Land Berlin hat daraufhin im Herbst 2019 eine Bundesrats-Initiative für ein "Mieter-Grundsteuer-Entlastungsgesetz" gestartet, die die Umlagefähigkeit der Grundsteuer auf die Mieter abschafft. Von einer entsprechenden Bremer Initiative konnten wir bisher noch nichts vernehmen ?

 

Weitere Aspekte der Grundsteuerreform und der Hamburger Verhältnisse, finden sich in diesem aufschlussreichen Beitrag von Prof. Dr. Dirk Löhr in den Nachdenkseiten vom 17. 02.2020. (Mitglied der Baulandkommission der Bundesregierung und Sachverständiger bei der öffentlichen Anhörung zur Grundsteuerreform im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages.)


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Beschluss des ver.di Bundeskongress' 2019 zur Wohnungsfrage
verdi Bundeskongressbeschluss 2019 zur W
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Paritätischer Gesamtverband: Soziale Plattform Wohnen - Für eine menschenorientierte Wohnungspolitik

In diesem downloadbaren Dokument hat sich der Paritätische Gesamtverband klar positioniert. Hier sind Auszüge daraus:

"Wohnen ist die neue soziale Frage. Vielerorts sind die Mieten nicht mehr bezahlbar. Der Druck der angespannten Wohnungsmärkte auf Menschen, die ohnehin bereits Diskriminierungen erfahren, geringe Einkommen oder besondere Bedarfe haben, nimmt immer weiter zu. Es fällt ihnen zunehmend schwerer, sich auf dem Wohnungsmarkt zu behaupten. Es sind Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten, ältere Menschen sowie junge Menschen, die vorher in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe gelebt haben (Care Leaver), Menschen mit Migrationshintergrund, Studierende oder auch Haftentlassene. Kinderreiche und Alleinerziehende sind besonders häufig von Armut betroffen und leiden daher besonders unter dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Sie konkurrieren zunehmend mit einer Mittelschicht, die selbst immer schwerer Wohnungen findet. Im Zweifelsfall verlieren die Ärmeren.

In Regionen mit angespannten Wohnungsmärkten sind es zu allererst sie, die ihre Wohnung aufgeben müssen, aus Stadtquartieren verdrängt werden oder überhaupt keine geeignete Wohnung finden. Sie sind es auch, die besonders darunter leiden, wenn im Wohnumfeld – nicht nur im ländlichen Raum – wichtige Versorgungsstrukturen des täglichen Lebens wegfallen, sei es die Apotheke oder der Lebensmittelladen.

Die Ursachen für die regionalen Wohnversorgungsschwierigkeiten sind vielfältig, aber meist politischer Natur. Sie liegen u.a. in der Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit Ende der 1980er Jahre, dem fast vollständigen Verkauf der Wohnungsbestände von Kommunen, Ländern und dem Bund mit Beginn der 1990er Jahre, dem Rückgang der sozialen Wohnungsbauförderung und dem Auslaufen von Sozialbindungen. Der staatliche Verzicht auf Steuerung führte zu einer Bautätigkeit vornehmlich im höherpreisigen Sektor unter Vernachlässigung preiswerter Wohnungen. Hinzu kommt, dass die Vergabe von Boden vielerorts unter rein ökonomischen Aspekten erfolgte und erfolgt und dass wenige Akteure von der Spekulation mit Grund, Boden und Immobilien profitieren."


Thesenpapier "Mythos Hochhaus"

(Auszüge)

A. Höhe bringt nicht mehr Dichte

B. Hochhäuser sind Platzverschwender

C. Hochhäuser haben einen großen ökologischen Fußabdruck

D. Hochhäuser sind in Herstellung und Unterhalt sehr teuer

E. Hochhäuser schaffen weder bezahlbaren Wohnraum noch urbanes Leben

F. Hochhäuser stellen auf Dauer ein hohes Risiko für die Eigentümer dar

G. Hochhäuser beeinträchtigen die gewachsene Stadtästhetik

 

Schlussfolgerungen:

1. Für hohe Einwohnerdichte und genügend Nutzfläche für die Zwecke von Wohnen und Arbeiten sind Hochhäuser nicht notwendig. Urbane Verdichtung kann mit anderen Formen der Bebauung einfacher, nachhaltiger, wirtschaftlicher und in einer besser akzeptierten Weise erreicht werden.
2. Hochhäuser sind keine Lösung für das Problem bezahlbaren Wohnraums. Die wesentliche Funktion von Hochhäusern ist es heute, zusätzliche, geballte Mengen an hochpreisigem Wohn-, Gewerbe-, oder Büroraum in der funktionalen und symbolischen Mitte der Stadt zu etablieren. Der aktuelle Hochhaus-Boom beruht auf dem Zufluss internationalen Kapitals, das spekulative Anlageobjekte sucht, und auf den hohen Renditen der Projektentwickler. Dass Hochhäuser derzeit vor allem als Symbole sozialer Ungleichheit und investorengetriebener Stadtentwicklung wahrgenommen werden, ist berechtigt.
3. Die Umweltbilanz von Hochhäusern ist eher negativ. Sie verbrauchen in der Herstellung und im Betrieb überproportional viele Ressourcen.
4. Hochhäuser sind risikoreiche Investitionen. Sie können häufiger den Besitzer wechseln, verlieren erheblich an Wert und sind aufwendig zu erhalten. Heruntergekommene Hochhäuser sind eine erhebliche Belastung für den Stadtteil und die öffentliche Hand.
5. Unverzichtbare Ansprüche auf soziale Durchmischung, gute Gemeinschaftsräume, Öffnung zur Stadt sowie öffentlich zugängliche Dachetagen und Erdgeschosse, lassen sich mit den wirtschaftlichen Interessen privater Investoren in der Regel nicht vereinbaren. Zusammenfassend muss daher sehr genau abgewogen werden, ob ein Hochhausbau in der Bremer Innenstadt oder in den gewachsenen Quartieren zu rechtfertigen ist.

 

LINK zum ganzen Dokument