Immer mehr Menschen Spaniens stellen sich gegen den Tourismus in ihrem Land, weil sie immer weniger davon haben.

LINK: Wem gehört die Stadt? Die Schattenseite des Tourismus  »Unser Barceloneta steht nicht zum Verkauf« steht groß auf den gelben T-Shirts der Demonstrierenden: Sie haben sich zu einer Menschenkette am Strand von »Barceloneta«, einem Arbeiterviertel Barcelonas getroffen. Getreu nach dem Motto ihr nehmt uns die Wohnungen, wir euch den Strand blockieren sie gemeinsam symbolisch den Zugang zum Meer für die Urlauber. Doch nicht nur in Barcelona wird der Unmut gegen den Tourismus größer, auch auf Mallorca formieren sich die Einwohnerinnen und Einwohner. Die Bewegung hier nennt sich »Ciutat per qui l’habita« (zu Deutsch: »Die Stadt für die Bewohner«).

 

Verdrängung der Einheimischen

Schuld an dieser Situation ist die spanische Regierung, denn seit Jahren folgt sie den Interessen des Gastgewerbes und fördert damit den Massentourismus. Jahr für Jahr verbucht das Land neue Besucherrekorde, allein im letzten Jahr nahmen die Besucherzahlen um 10,3% zu. Mit den 75,6 Millionen Besuchern ist Spanien das am meisten bereiste Ferienland Europas, ein neuer Rekord. Verdrängung der Einheimischen ist bei diesen Touristenmassen vorprogrammiert: »Ciutat per qui l’habita« kritisiert, dass es nur noch schwer möglich ist Wohnungen in Mehrfamilienhäusern zu finden, da viele über Portale wie »Airbnb« vermietet werden, zu Preisen, die für Normalverdiener monatlich nicht zu stemmen sind. Doch trotz dieser alarmierenden Zustände lehnt die spanische Zentralregierung Vorschläge wie eine Begrenzung der Touristenzahlen vehement ab. Als linke Regionalregierungen eine extra Touristenabgabe einführen wollten, um zusätzliches Geld für die Bewältigung der Umweltprobleme und für den Ausbau der sozialen Infrastruktur zu bekommen, reagierte die Zentralregierung nervös. Der Justizminister, Rafael Catalá, meint: »Das wäre eine Tragödie!« Es sei so, als »würde man sich selber in den Fuß schießen«. Auch der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy ging mit Blick auf die vielen Initiativen linker Regionalregierungen auf die Barrikaden. Im Bereich des Tourismus müsse man mit »extremer Vorsicht« handeln, warnte er.


Häuser ohne Menschen und Menschen ohne Häuser (Spanien)

Jede fünfte Räumung in Südspanien findet in Andalusien statt, wo zeitgleich bis zu einer Million Wohnungen und Häuser leer stehen und verfallen. Leben trotz Krise. link


Einmal Drecksarbeit und zurück (Spanien)

Spanien wehrt sich gegen mehr Flüchtlinge. Lieber sollen weiter Migranten auf Zeit kommen, die miese Jobs in der Landwirtschaft übernehmen – und dann wieder gehen. Zeit Artikel vom 10.6.2015